Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling 

(Maculinea nausithous)

Leipziger Auwaldtier des Jahres 1998

Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling ist ein kleiner, eher unscheinbarer 28 bis 33 Millimeter großer Schmetterling. Schon der Name verrät das Wichtigste über ihn: Seine bläulichen Flügeloberseiten sind stark verdunkelt, während die Unterseiten charakteristisch zimtbraun gefärbt sind und eine schwarze Punktreihe aufweisen. Der Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) ist die Wirtspflanze des Falters. Die dunkelroten Blütenköpfchen dienen als Nahrungsquelle und Schlafplatz, zudem finden hier Balz, Paarung und Eiablage statt. Schließlich ernährt sich auch die Bläulingsraupe von den Blüten des Wiesenknopfs.
Die Raupen werden ca. 13 Millimeter lang. Sie haben anfangs eine dunkelrote, später eine hell rötlich bis gelbliche Färbung. Sie imitieren die Farbe der Blüten, auf denen sie Fressen.
Der stark gefährdete Falter hat im Leipziger Raum einen von wenigen Verbreitungsschwerpunkten mit überregionaler Bedeutung.
Zwei Dinge sind in seinem Leben unentbehrlich: Der Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) und die Rote Gartenameise (Myrmica rubra). Der Große Wiesenknopf ist eine Pflanze, die zu den Rosengewächsen gehört und auf feuchten Wiesen wächst. Als Wirtspflanze des Auwaldtieres des Jahres 1998 wurde sie parallel zur Auwaldpflanze des Jahres 1998 gewählt. Der Schmetterling ist auf sie angewiesen, weil er seine Eier in die Blütenstände ausschließlich dieser Pflanzenart platziert. Die Raupen fressen die Blütenstände von innen heraus ab, um dann eine biologische Besonderheit zu starten: Sie begeben sich in die Hand des Feindes, um sich durch den Winter bringen zu lassen. Der Feind sind die Roten Gartenameisen, welche sich von Raupen aller Art ernähren.

Foto: NABU/Heinrich Werner
Foto: NABU/Heinrich Werner

Im Gegensatz zu anderen Raupen, werden die des Ameisenbläulings jedoch nicht getötet, sondern lebendig mit in den Bau genommen. Sie verfügen über Honigduftdrüsen und Honigdrüsen und „bestechen“ damit die Ameisen. Wenn die Raupe die dritte Häutung hinter sich hat, ist sie wenige Millimeter groß, verlässt die Wiesenknopfblüte, lässt sich zu Boden fallen und verströmt für die Ameisen verlockenden Honigduft. Sobald sie entdeckt wird, sondert sie aus ihren Honigdrüsen Flüssigkeit ab und wird daraufhin von den Ameisen in den Bau getragen. Die Raupe überwintert im Bau und frisst bis zur Zeit ihrer Verpuppung im Juni bis zu 600 Ameisenlarven. Drei bis vier Wochen dauert das Puppenstadium, dann schlüpft meist Anfang Juli der Schmetterling, der im Gegensatz zu seiner Larve über keinerlei Tarnung verfügt und deshalb den Bau so schnell wie möglich verlassen muss. Hilfreich sind dabei wollige Schuppen, die seinen Körper bedecken und ihn vor den Kiefern der Ameisen schützen. Die Schmetterlinge, die im Juli und August zu sehen sind, werden meist nur zwei bis drei Wochen, oft auch nur wenige Tage alt. In dieser Zeit paaren sie sich; Treffpunkt dafür ist in aller Regel die Blüte eines Großen Wiesenknopfs, auf dem sie auch Nektar saugen und wo dann der Zyklus von neuem beginnen kann.
Viele Faktoren müssen also zusammenpassen, damit der Dunkle Wiesenknopf-Ameisen-
bläuling existieren kann. Intensive landwirtschaftliche Nutzung hat vielerorts Feuchtwiesen und damit den Großen Wiesenknopf verschwinden lassen. Zu starke Beweidung vernichtet zwar nicht zwangsläufig den Wiesenknopf, macht aber den Ameisenbauten unter der Erde zu schaffen. Eine Mahd zum falschen Zeitpunkt, wenn gerade die Eiablage der Schmetterlinge erfolgt ist, kann eine ganze Population auslöschen. Ansonsten halten sich stabile Kolonien über Jahre hinweg auf kleinstem Raum von wenigen hundert Quadratmetern. All das hat dazu geführt, dass der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling zu den besonders gefährdeten Arten gehört, denen das europäische Naturschutzrecht große Aufmerksamkeit zuteil werden lässt.